Martha schrieb:
Lebst in einer netten Wohnung, An einer lauten, großen Straße. Die Umgebung ist ganz hübsch, Denn das Bauen ist nur eine Phase. Gegenüber auf der Baustelle, steht schon langsam eine Etage. Auch das Haus hier ist ganz schön. Nur das Baugerüst, das stört. Und das Plakat vor deinem Fenster, durch das du nicht mehr sehen kannst, wie schön es draußen sonst wär. Aber irgendwie verliert sich das langsam zu Alltag. Du denkst zwar nach, aber das Leben geht weiter. Die größten Probleme sind Noten, Arbeit und das Plakat vor deinem Fenster. Erst gestern hast du noch die Baustelle gesehen, wo woanders Menschen eingemauert wurden. Oder Trümmer liegen, vom Krieg Rauch verfliegt, nicht Aufbau, sondern Zerstörung siegt. Das Plakat auf dem woanders Propaganda, für Greueltaten, steht. Das Gerüst am Bau, wo jemand anders drauf, mal in den Tod geflogen ist. Das alles irgendwie woanders, moralisch verwerflich für dich ist. Ist das nur Ansichtssache? Und ist das nicht verstörend, all das Leid zu sehen? Krieg, Hunger, Mensch am Abgrund, Diktatur, Widerstand im Untergrund und doch nichts tun zu können? Weil, es ist zu weit weg. Steht nicht auf deinem Weg, steht nicht auf meinem Weg, es ist halt woanders, während dein Leben sich um anderes dreht. Ich geb dir Minuten, bis du nicht mehr dran denkst. Bis der nächste hier steht und dein Gedanke umschwenkt. Weil, irgendwie, verliert sich alles im Alltag. Du denkst zwar nach, aber dein Leben geht weiter. Das größte Problem ist das Plakat vor deinem Fenster, du kannst nicht mehr sehen, wie schön es draußen sonst wär.

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