Wegesrand
Ich seh dort
In blauer Zier
Ein Vergissmeinich
Am kühlen halbschattig Ort
Zerbrechlich die Lieder öffnend
Gleich geh ich los
und pflück es dir.
„Tu mir nichts, ich bitte dich!“
Spricht klingelnd
Vergissmeinich lau
„Lass mich stehen, ich bitte dich!
Geh fort und schau
von weitem mein leibliches Blau! “
So geh ich und behütet es fortan
Morgens
wenn die Nachtigall noch singt
Wenn der Tag noch nicht vom Trubel des Lebens laut erklingt
Mittags
wenn das Türmchen schallt
Die Glocke die Flur entlang hallt
Dein Blümchen erschüttert
Abends
wenn der Mannemond
Den Wind eisig pfeifen lässt
Er rau über den Boden bläst
Und am Buchengrund
Dein Blümchen fröstelnd friert
So halt ich schützend wacht
So ziehen Tage des Mai ins Land
Und Schützling blüht in prächtig Blau
Muss ich mich doch bald verabschieden
Halte schützend ein letztes Mal meine Hand
Bis die Zeit gekommen ist
„Bis nächstes Jahr, ich bitte dich!
Bewahre mich wieder der Gefahr!
Bitte, vergiss Mein nicht!“
Dann nehm’ ich Abschied, seh es verblüh’n,
Im Herzen jedoch
wird sein Blau noch weiter glüh’n
Und kehre bald so wie versprochen,
Und find’ es lieblich, nicht vom Winter gebrochen.
Bis nächstes Jahr, mein zartes Band
— liebst Vergissmeinnicht am Wegesrand!
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